Wenn ich von nachhaltigem Design spreche, klingt es so, als wäre das eine eigene Kategorie. Als könnte man die Designwelt in nachhaltiges Design und nicht nachhaltiges Design unterteilen. Ich glaube nicht, dass das so funktioniert.
Es gibt Design, das Gutes tun möchte, aber der Versuch geht nach hinten los. Es gibt Design, das ohne Absicht Gutes tut. Es gibt Design, das Gutes tun will – und es funktioniert. Es gibt Design, hinter dem fragwürdige Absichten stehen. Und es gibt Design, bei dem die Absichten und möglichen Effekte gar nicht so wirklich durchdacht wurden, und bei dem die Auswirkungen dann ein Stück weit Zufall sind. Jetzt wollen einige von uns vielleicht protestieren: Aber wenn Design keine Absicht hat, ist es kein Design! Jein. Vielleicht ist es kein gutes oder gelungenes oder durchdachtes Design. Aber gestaltet wurde es trotzdem, wenn auch unbedacht. Und es hat einen Einfluss auf unsere Welt. Und damit sind wir bei einem wichtigen Punkt gelandet: Design hat Auswirkungen auf uns, auf unsere Mitmenschen, auf unsere Umwelt. Und damit meine ich nicht nur die Ressourcen, die in gestaltete Objekte fließen – seien das Websites, Flyer, Verpackungen oder Messestände. Ich meine auch direkte oder indirekte Botschaften, die wir mit unserem Design in die Welt senden, und die unser Denken prägen. Und das bezieht sich nicht nur auf User:innen und Konsument:innen, sondern auch auf uns Designer:innen. Denn nur, weil wir selbst gestalten, bedeutet das nicht, dass wir gegen Gestaltung immun sind – vielleicht sogar ganz im Gegenteil. Auch wir als Designer:innen nutzen und konsumieren Gestaltetes und werden davon geprägt. Gestaltung prägt dabei unser Denken, unser Verhalten und Handeln. Welche Haltung, welche Absichten stehen also hinter unserem Design? Welche Botschaften möchten wir senden? Welche Gedanken anregen? Welche Haltungen fördern? Welche Spuren möchten wir hinterlassen – und welche Möglichkeiten wollen wir schaffen?
Never doubt that a small group of thoughtful, committed, citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has.
Das Zitat wird Margaret Mead zugeschrieben.
Wie – und wo – fange ich an?
Um diese Fragen mit etwas mehr Leben zu füllen, hier ein paar Anregungen:
- Wir können hinterfragen, welche Produkte und Dienstleistungen wir bewerben, und ob unsere Mitmenschen und unsere Umwelt davon wirklich profitieren, oder ob wir unsere Arbeit nicht für sinnvollere Alternativen einsetzen wollen.
- Vielleicht können wir mit Beratung sogar dazu beitragen, dass unsere Auftraggeber:innen sich die Frage stellen, wie sie mit ihrer Arbeit zum Gemeinwohl beitragen können.
- Wir können unsere Fähigkeit, Kommunikation spannend und wirksam zu gestalten, dazu einsetzen, Menschen aufzuklären, zu informieren, zum Umdenken anzuregen und alternative Denk-, Handlungs- und Lebensmöglichkeiten zu präsentieren – für eine Welt, in der es möglichst allen gut geht.
- Wir können uns entscheiden, ob wir in unserer Gestaltung eine Welt voller Stereotypen und sogenannter Normen zeigen wollen. Oder wir zelebrieren unsere Welt und uns Menschen in all unserer Vielfalt. Wie das aussehen kann, könnt ihr z. B. in den Artikeln zu Antirassismus und Gendersensibilität lesen.
Auf die Frage, warum wir uns als Designer:innen überhaupt für Nachhaltigkeit interessieren sollten, hätten wir damit eine Antwort gefunden: Wir beeinflussen mit unserer Arbeit das Denken und Handeln von Menschen und haben also ziemlich viel Macht und eine ziemlich große Verantwortung. Aber wie können wir als Designer:innen überhaupt zu einem nachhaltigen Wandel beitragen? Wir sind doch Dienstleister:innen, die Aufträge von ihren Kund:innen bekommen, sie erfüllen und dafür bezahlt werden – Ende. Aber ist das wirklich schon alles?
Nachhaltiger Berufsalltag – nicht so leicht, aber möglich
Ich glaube, das ist ein generelles Problem beim Thema Verantwortung für Nachhaltigkeit, nicht nur, was Designer:innen angeht: Wir unterschätzen oft unsere eigenen Handlungs- und Wirkungsmöglichkeiten. Es gibt nicht nur ganz oder gar nicht. Nicht nur Weltretten oder Nichtstun. Nicht nur Gutes tun für Luft und Liebe oder für Geld machen, was man mir sagt. Wir können uns auf der unendlichen Spielwiese an Möglichkeiten zwischen diesen Extremen nach Lust, Verantwortung und Laune austoben. Wir haben uns diesen Beruf schließlich nicht ohne Grund ausgesucht. Und ich würde vermuten, dass viele von uns die Welt mit ihrer Arbeit ein Stück verständlicher und besser machen wollen. Zum Beispiel so:
- Wir können uns über Nachhaltigkeit, nicht nur im ökologischen, sondern auch im sozialen Sinn informieren, um besser zu verstehen, was das Wörtchen eigentlich alles bedeuten kann. Keine falsche Scheu vor dem großen Thema – einfach anfangen, irgendwo einsteigen, und nach einer Weile erstaunt feststellen, was man schon alles gelernt hat. Spoiler alert: Eine Sammlung mit Tipps für umweltfreundliches Design ist bei uns schon in der Mache!
- Wir können uns selbstständig machen und ausschließlich Kund:innen betreuen, die sich für Nachhaltigkeit engagieren. Leichter gesagt als getan, aber nicht unmöglich.
- Wir können mit allen möglichen Kund:innen daran arbeiten, die Kommunikation nachhaltiger zu gestalten – was Material und vor allem auch Inhalte angeht.
- Wir können neben unserer (selbstständigen oder angestellten) Tätigkeit eigene nachhaltige Projekte ins Leben rufen oder uns in bereits existierenden Projekten engagieren. So, wie es z. B. Simon und Lena von Wehr & Weissweiler mit dem Parking Day machen – ein super schönes Beispiel für nachhaltiges Design! Dabei können wir uns die Frage stellen, wie wir unsere Perspektive, unsere Erfahrungen und unser Können aus dem Design einbringen können.
- Wir können uns in dem Job, den wir gerade machen, umsehen und schauen, was wir wo verändern können – von der Umstellung auf umweltfreundliche Materialien, über den Wechsel des Stromanbieters bis hin zu (auch inhaltlicher) Nachhaltigkeitsberatung im Designprozess. Einen Überblick darüber, welche Rolle die Beratung im Designberuf spielt und was es mit gestaltender Beratung auf sich hat, vermittelt das Buch „Design ist mehr als schnell mal schön“.
- Wenn wir Entscheidungen nicht selbst treffen können, können wir mit Entscheider:innen sprechen.
- Und es gibt mit Sicherheit noch viele weitere Möglichkeiten. Kleine Hausaufgabe an der Stelle: Wo könntest DU denn anfangen, dich als Gestalter:in für Nachhaltigkeit zu engagieren? Was bringst du mit, welche Themen liegen dir am Herzen und wo hast du Lust, nachhaltige Veränderung mitzugestalten?
Machen wir es (uns) einfach
Das mag alles etwas banal klingen. Das soll es schon gewesen sein? So einfach können wir als Designer:innen einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten? Nein. Und ja. Nein, weil es nicht immer so einfach ist. Wir werden sicher auf Probleme und Gegenwind und Unverständnis und Skepsis stoßen. Aber dann machen wir weiter und bleiben beharrlich, versuchen es nochmal oder bei einem anderen Projekt, bei anderen Kund:innen, an einer anderen Stelle. Vielleicht zweifeln wir an der Stelle: Naja, aber ob wir da jetzt so den großen Hebel haben? Ob das was bringt? Müsste nicht die Politik, die Industrie, die Wirtschaft ran – eben die Großen? Wir scheinen oft auf große Lösungen für große Probleme zu warten. Die, die das Ruder rumreißen. Dabei übersehen wir, dass diese großen Lösungen aus ganz vielen kleineren Lösungen bestehen, an denen wir alle mitwirken können. Und vielleicht müssen wir da sogar mitwirken, wenn wir wollen, dass Lösungen gelingen. Also ja, es kann so einfach sein, einen Beitrag zu leisten. Denn es ist kein Entweder-oder, kein die Großen oder die Kleinen. Wir alle können etwas tun – und damit etwas bewirken. Wenn wir hier pessimistisch werden, haben wir vielleicht eine falsche Frage im Kopf: Können wir Designer:innen die Welt allein mit unserer Arbeit retten? Mit Sicherheit nicht. Aber können wir etwas zu Verbesserung, zu Problemlösung, zu neuen Möglichkeiten, zum Umdenken, zu mehr Nachhaltigkeit beitragen? Absolut! Mehr geht immer. Aber wenn wir alle für mehr Nachhaltigkeit tun, was im Bereich unserer Interessen, Fähigkeiten, unseres Willens und unserer Möglichkeiten liegt, dann sind das eine Menge potentieller guter Taten.
Fotos von Unsplash: Pinsel: Roman Kraft | Weltkugel: Elena Mozhvilo | Taube: 卡晨 | Funken: Bhushan Sadani
Kommentare
Danke für den anregenden Impuls!
Tatsächlich empfinde ich die skizzierte Handlungsempfehlung als recht banal – ist es doch unsere Aufgabe, die Kommunikation unserer Auftraggeber zu gestalten. Bzw. sie mindestens zu übersetzen. Und da wir nicht taub und blind im luftleeren Raum agieren, liegt Rat zu nachhaltiger Kommunikation, z.b. dem Einsatz von Medien, sehr nahe. Die Republik mit Wegwerf-Müll zu überfluten, steht heute doch kaum einem Unternehmen mehr gut zu Gesicht – das Bewusstsein von Auftraggebern für die den Kommunikationsmaßnahmen innewohnenden Botschaften zu schärfen, ist seit jeher unsere Aufgabe. Und Botschaften, die sich nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit vereinbaren lassen, dürften heute nur noch in wenigen Nischen vermittelbar sein.
Wenn man den Begriff Nachhaltigkeit auf unseren Beruf und dessen Wirtschaftliche Seite bezieht, empfinde ich es übrigens als ein sehr unglückliches Eigentor, den Beitrag mit Gratis-Bildern von unsplash zu bebildern. Um den Bedarf an Bildmaterial zu erfüllen wäre es deutlich „nachhaltiger“, entsprechenden KollegInnen bezahlte Aufträge zu verschaffen, anstatt sich einer Selbstausbeutungsplattform zu bedienen. Oder eben einfach zu verzichten.
Lieber Jürgen,
danke dir für deinen Kommentar! Es ist sehr schön zu lesen, dass es für dich schon längst dazu gehört, Nachhaltigkeit und die Auswirkungen deiner Arbeit mitzudenken. Und ich bin ganz bei dir, dass Unternehmen und Organisationen es sich heute gar nicht mehr leisten können, das nicht auch zu tun – egal, ob der Antrieb von innen oder außen kommt. Ich denke aber auch, dass wir noch weit weg sind davon, dass das die Norm ist. Es wird immer noch viel produziert, bei dem a) nicht der ganze Produktlebenszyklus mitgedacht wird oder was b) vielleicht gar nicht produziert werden müsste. Die Gesellschaft, die wir in Werbung, Kampagnen usw. sehen, ist immer noch sehr homogen (z. B. weiß, heterosexuell und ohne Behinderungen) und spiegelt nicht die Vielfalt dar, die es in Wirklichkeit gibt (z. B. Menschen of Color, geschlechtliche Vielfalt und mit Behinderungen). Um zwei Beispiele zu nennen. Die Schritte dahin können ganz klein sein und dadurch manchmal banal wirken – wie z. B. die bedachtere Wahl von Bildmaterial und die Hinterfragung von Maßnahmen bei der Beratung von Kund:innen beim nächsten Auftrag 😉
Wir hoffen, dass wir noch mehr Kolleg:innen dazu anregen können, nachhaltige Gestaltung als möglich und als neues Normal anzusehen 🙂
Danke dir auch für deine Anregung zum Bildmaterial von Unsplash. Da wir den Blog hier ehrenamtlich betreiben und daran weder verdienen, noch finanzielle Mittel zur Verfügung haben, war das die gefühlt einzige Möglichkeit. Ich hoffe und denke, dass die Fotograf:innen sich freuen, wenn ihre Arbeit gesehen, verwendet und gekennzeichnet wird und für eine gute Sache eingesetzt wird 😉 Aber wir sind ja Kreative und uns fällt sicher eine Alternative ein! Ich nehme den Punkt in unser nächstes Treffen 😉
Hallo Fabienne,
Danke für die Antwort.
Bitte versteh den Verweis auf unsplash nicht als Anklage, ich habe das Portal selbst schon genutzt und kann keine Steine werfen – nichtsdestotrotz ist das ein in meinen Augen sehr gutes Beispiel, wo Nachhaltigkeit im Design zumindest für uns aktiv Gestaltende eben ganz schnell nicht mehr banal ist:
Du schreibst es selbst: Die „gefühlt einzige Möglichkeit“ – wir bewerten eine reine Textpräsentation als unattraktiv(er). Wir beantworten die Frage, ob die Text/Bild Verknüpfung, das „Gesamterlebnis“ hier unbedingt produziert werden müsste eindeutig und fast grundsätzlich mit „ja“ — einfach weil wir diesen Luxus (seh-)gewohnt sind – gleichzeitig sind wir GestalterInnen diejenigen, die diese Sehgewohnheiten erst prägen.
So schliesst sich der Kreis, den wiederum nur wir aufbrechen könnten, in dem wir, ganz analog zu physischen Produkten, auch hier verzichten, reduzieren und nichts nutzen, was wir nicht zwingend brauchen. Zumindest nichts, von dem wir über die mit der Produktion verbundenen Problematiken wissen. Und im Fall der zunehmenden Gratis-Verfügbarkeit von hochqualitativem Fotomaterial ist genau dessen Nutzung das Gegenteil von Nachhaltigkeit. Die Verantwortung für dieses Angebot auf die Anbieter, die FotografInnen zu schieben funktioniert in meinen Augen nicht, das blendet unsere Verantwortung als „Konsumenten“ und GestalterInnen aus.
Aber wie lösen wenn man ohne über die Mittel zu verfügen visuell im Wettbewerb um Aufmerksamkeit bestehen will? Welche Wege stehen offen? Eigentlich viele, wie sagt ihr so schön?
Designer können das!
Lieber Jürgen,
sehr spannende Gedanken zu den Themen „Wie Designer:innen Gewohnheiten prägen – und auch umprägen können“ und „Nachhaltiger Gestalten und neue/andere/unkonventionelle Wege gehen am Beispiel von Bildmaterial“! Hättest du Lust, dich hierzu mit einem Artikel auf dem Blog einzubringen? Ich würde vermuten, du hast da noch ein paar weitere Gedanken und Anregungen zu auf Lager und wir würden uns sehr freuen, wenn du die teilst! 😉 Meld dich gerne bei uns über perspektiven@bdg.de.
Es gibt keine nachhaltiges Design. Zumindest dann nicht, wenn man mit „Design“ den Berufsstand der Designer meint.
Ebenso könnte man behaupten, Fleisch-verabeitende Metzger könnten veganes Fleisch herstellen.
Alle „hätte“ und „könnte“ im Beitrag haben rein gar nichts explizit mit Design oder Designern zu tun.
Die im Artikel erwähnten Ziele sind wichtig und richtig,
lassen sich aber beliebig auf jeden Berufszweig beziehen und auf jeden einzelnen Bürger und Konsumenten. Schließlich können und sollten nicht nur Designer handeln.
Auch das genannte Beispiel „Parking Day – 10 qm grüne Fläche“ hat rein gar nichts mit Design zu tun. Es ist eine sehr gute Bürger-Initiative, die überhaupt kein Design, sondern lediglich Engagement erforderlich macht.
In der arte-Doku „Design ist niemals unschuldig“ zeigte eine Professorin allen Ernstes Bastel-Produkte, wie z.B. Schmuck aus Algen, als angebliche Design-Produkte. Dabei ist dies Styling bzw. Dekoration – aus Öko-Sicht eher unnötigt.
Immerhin war der Titel des arte-Beitrags zutreffend.
Leider war es keine Dokumentation über Design, sondern eine Dokumentation darüber, wie hilflos der Sender mit dem Begriff „Design“ umgeht und dass Design mit basteln und gestalten verwechselt wird. Dabei ist Gestaltung ein zwar relevanter, aber kleiner operativer Umsetzungs-Part innerhalb eines Design-Prozesses.
Stephan Vogel, Chef des Art Director Club, monierte mal, dass Designer immer nich erst am Schluss zu Entwicklungsprozessen hinzugezogen werden, um Girlanden zu zeichnen und Schleifchen zu binden“.
Alles zusammen zeigt sehr deutlich, dass die Tätigkeit von Designern bestenfalls als niedlich gesehen wird, weshalb Designer im Entwicklungs-Prozess von Produkt- oder Business-Entwicklung nicht einmal einen Hauch von Macht und auch rein gar keinen Einfluss haben.
Was die ganzen „hätte“ und „könnte“ des Artikels deutlich relativiert.
Die Eitelkeit jener Design-Studierten, die daher-reden, sich dazu berufen zu fühlen, das Zünglein an der Waage zu sein und ökologisch relevantes Design hervorzubringen, korreliert in der Regel mit dem Umstand, beruflich noch gar nichts Nennenswert als Designer vorweisen zu können.
Dieser Hinweis soll nicht der Entmutigung dienen.
Es ist aber immer wichtig, Zustände und Ursachen realistisch einzuschätzen.
Ganz nach dem Motto: erst das Problem verstehen.
Design existier nämlich nicht durch Designer, sondern findet erst dann statt, wenn ein Auftrag erteilt wurde. D.h. ein Auftraggeber investiert Geld, um etwas durch Design mit Aufmerksamkeit aufzuladen, damit möglichst viele potenzielle Kunden zu Käufern werden. Dies bedeutet, dass dem Markt, dem Konsum und dem Verbrauchen ein weiteres Produkt hinzugefügt wird – on top.
Zum Verstehen von Problem gehört zudem, sich darüber im Klaren zu sein, dass Design nicht erforderlich ist, um diese Beauftragung nicht stattfinden zu lassen.
D.h.
– Reduktion und Verbrauchs-Vermeidung benötigt kein Design, sondern nur Vernunft (zu erkennen, dass Konsum-Reduktion von jeder Person jeder Zeit durchgeführt werden kann/sollte).
– Ohne Auftrag = kein Design.
Der Berufsstand Design ist im Kontext von Ökologie und Resourcen-Vermeidung nicht erforderlich.
Zum Verstehen von Problem gehört auch, sich vom Transformations-Theater nicht blenden zu lassen.
Fakt ist:
– Es hat in den letzten 100 Jahren nicht ein einziges Produkt gegeben, dass von sich ernsthaft behaupten könnte, wegen Design ökologisch etwas bewirkt zu haben (wenn dann sind es bestenfalls Ingenieurs-Leistungen, die zu Erfindung ökologisch vertretbarer Materialien führen. Die Verwendung dieser Materialien obliegen den Herstellern. Für solche Entscheidungen ist Design weder erforderlich, noch haben Designer die Ingenieurs-, Ökonomie- bzw. Ökologie-Kompetenz, um dafür relevant beratend tätig sein zu können).
– Alle Berichte, die das Gegenteil behaupten, schreiben seit Jahrzehnten nur von „hätte“ und „könnte“. Das ließe sich beliebig auf jeden Berufszweig beziehen und auf jeden einzelnen Bürger und Konsument. Da wir alle die Verantwortung unseres Konsum-Verhaltens und den daraus resultierenden Folgen tragen. Es gibt demnach gar keinen Grund, auch gar keine Basis, ausgerechnet Designer als jene herauszusuchen, die mehr zum Thema Ökologie beitragen könnten (wieder so ein „könnte“).
– In der Behauptung, der Berufsstand der Designer könnte einen nennenswerten Beitrag zur Vermeidung von Ressourcen-Verschwendung leisten, ist perse eine (nachvollziehbare) Lebenslüge. Schließlich will jeder zum Guten beitragen, aber sich nicht eingestehen, Teil des Problems zu sein.
– Letztendlich ist es vielleicht auch ein Stück Selbstverliebtheit, sich als Designer*in einbilden zu wollen, wichtig und relevant zu sein und sich einreden zu wollen, gerade zu jener Kaste zu gehören, die ein Umkehren, einen Unterschied möglich machen „könnte“.
Hier gilt es, ins Machen zu kommen.
Privat „könnte“ jede Person nicht nur – vollkommen unabhängig vom Beruf – ökologisch relevant handeln, es sollte endlich gehandelt werden:
Kein Eigenheim, keine fleischfressenden Haustiere, kein Shoppen als Freizeit-Beschäftigung, möglichst öffentliche Verkehrsmittel, keine Designer-Ware, nur das kaufen, was man tatsächlich und dringend benötigt…
Es geht ganz einfach und vollkommen ohne Design.
Macht das irgendjemand:
NEIN
Uns Designern ist zu empfehlen, endlich als das aufzutreten, was wir sind:
Unternehmensberater.
Wir beraten Unternehmen und können auch gleich die Darstellung, Werbung, Marketing-Mittel, Umsetzung und Prototypen realisieren.
Design ist ein Geschäftsmodell.
Nur jene, die das begriffen haben, erarbeiten sich die Chance, Macht zu erhalten, gehört zu werden. Vielleicht auch mal bezüglich einer ökologischeren Produktion.
Design muss endlich als Design und nicht länger nur als Gestaltung gelehrt werden.
Design findest stets und ausschließlich in wirtschaftlichen Zusammenhängen statt.
Deshalb muss Design als Unternehmens-Beratungs-Tätigkeit gelehrt werden. Dabei ist Gestaltung ein zwar relevanter, aber kleiner operativer Umsetzungs-Part innerhalb eines Design-Prozesses.
Flexibel, reagierbare Geschäftsmodelle lassen sich nur in einem kreativen Umgebung entwickeln.
Wer Entscheidungen fällen muss, benötigt die Bereitschaft, Kreativität zuzulassen und anwenden zu können, um sich, das Umfeld und um die Probleme und Bedürfnisse seiner Kunden aus verschiedenen Perspektiven betrachten zu können.
„Design“ ist solch eine kreative Entwicklungs-Umgebung.
„Design“ steht nicht (nur) für eine Berufsbezeichnung, sondern für einen Wirtschaftszweig und für die Kompetenz und Bereitschaft, innerhalb eines gemischten Teams unterschiedlicher Kompetenzen (Designer, Ingenieure, Informatiker, Ökonomen, Marketing, Vertrieb etc.) Kreativität wirken und entfalten zu lassen.