Nachhaltigkeit im Design oder besser nachhaltig arbeiten als Designer:in?

Marc Todesco 24. April 2022

Es war einmal …  

Vor ziemlich langer Zeit hatten wir in der Grundschule das Thema Umweltschutz. Unter anderem hat unsere Lehrerin uns sehr behutsam mit dem Thema Robbenpelze und der „Gewinnung“ derselben bekannt gemacht. Sie hat auch eine Aktivistengruppe erwähnt: Greenpeace war damals noch recht jung und in Deutschland kaum bekannt. Die Lösung für die Rettung der Robbenbabies war so simpel wie genial: Die Kleinen wurden einfach mit Farbe besprüht. So waren die Pelze für die Vermarktung wertlos und die Robben konnten bunt und in Frieden weiterleben. Für mich als Steppke war klar, ich will helfen. Da meine Eltern mich aber nicht mit Sprühdose in die Arktis gehen lassen wollten blieb nur die Hilfe passiver Art. Also musste das erstbeste Honigglas dran glauben: Schlitz in den Deckel, Banderole von Greenpeace mit Bildern von Robben drumherum und ab durch die Gassen im Ort und fleißig Spenden sammeln. Mein Vater musste dann den Ertrag an Greenpeace überweisen und ich war mir sicher, dass ich damit ganz vielen Robbenbabies geholfen hatte.

Heute – ein paar Jahrzehnte später – weiß ich: Das war nur ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein. Aber ich weiß auch: Nicht nur ich, sondern auch Greenpeace ist seither gewachsen und hat einige gute Dinge bewirkt.

Aber was hat das mit Nachhaltigkeit im Kommunikationsdesign zu tun? 

In unserem Beruf gibt es immer wieder einen Moment, in dem wir uns fragen (können/sollten), welche Möglichkeiten es gibt, ein Projekt oder einen Auftrag umwelt- und/oder sozialverträglicher zu gestalten. Und wenn wir dann einen Weg gefunden haben, scheint der im Nachhinein gerne mal etwas weniger wirkungsvoll als wir es uns gewünscht hätten.

Macht aber nix: Denn völlig egal wie klein es auch erscheint, es macht immer Sinn. Jedes kleine Stückchen ist ein Teil zum Ganzen und wenn ich nicht selbst irgendwo anfange, können wir uns eigentlich auch gleich eingraben. So empfinde ich zumindest.

Also, was kann ich denn in meinem Beruf tun, damit unsere Welt auch in 10 / 20 / 50 / 100 Jahren noch lebenswert ist? Kann ich überhaupt was tun? Was bringt es denn, wenn ich als Einzelner versuche, die Welt zu retten? Diese Fragen stellen sich mir zwangsläufig. Die Antworten darauf lassen leider auf sich warten. Eine wichtige Erkenntnis habe ich bei all meinen Überlegungen und Nachforschungen allerdings schon gehabt:

Design won’t save the world…

… but can help to make it better. Bei all der Betrachtung und Beschäftigung mit dem Thema wird mir immer wieder klar, dass es keine Problemlösung im Ganzen gibt. Vielmehr sind es die vielen kleinen Schritte, die Teil des Weges sind. Und manchmal gibt es auch die Projekte, bei denen man nichts machen kann. Aber auch das ist ok. Optimierung geht nicht immer, Vermeidung auch nicht. Das kann ziemlich frustrierend sein. Andererseits ist es aber auch wieder Ansporn. Dranbleiben ist die Devise. Beim nächsten Projekt wird es wieder besser und ich kann versuchen etwas zu bewegen … und außerdem: Ich bin nicht allein. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr Links und Tipps finde ich und sehe, dass sich viele sehr schlaue Köpfe bereits mit dieser Problematik intensiv auseinandersetzen. Der Wunsch nach einer Lösung für meine Misere könnte also näher sein als gedacht: Eine Checkliste, an der ich mich entlanghangeln kann und Schritt für Schritt abarbeite, wie ich denn am besten nachhaltig schaffen kann. (Und hier stellt man sich bitte das äußerst unangenehme, aber eindringliche Geräusch eines Buzzers vor)

Es stellt sich nämlich sehr schnell heraus, dass dieses Thema so unglaublich umfangreich ist und es schlicht und ergreifend gar nicht machbar ist, eine solche Liste zu erstellen. Bereits die Vielfalt und unterschiedlichen Anforderungen in unserem Beruf machen das unmöglich: Was für Gebrauchsgrafiker:innen Sinn macht, funktioniert für UX-Designer:innen schon wieder nicht mehr. 

Daher möchte ich versuchen, mit einer erweiterbaren Sammlung von Links und Best Practice Beispielen eine Informationsgrundlage anzustoßen, aus der jede:r Interessierte schöpfen kann. Natürlich ist jede:r eingeladen, zu dieser Sammlung beizutragen und damit einen kleinen weiteren Schritt zu einer saubereren, nachhaltigeren und lebenswerten Welt zu schaffen. Denn steter Tropfen höhlt ja bekanntlich den Stein.

Linkliste


Wikipedia: Definition Nachhaltigkeit
https://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltigkeit

Website Carbon: ermittelt den CO2 Fußabdruck einer Internetseite
https://www.websitecarbon.com/

Ecosign: Akademie für Gestaltung mit dem Ziel Nachhaltigkeit und Design zu verbinden
https://www.ecosign.de

Drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Wirtschaft und Soziales (Link von Simon Wehr, danke)
https://utopia.de/ratgeber/drei-saeulen-der-nachhaltigkeit-modell/

Umweltbundesamt: wissenswertes zu Papier und Altpapier (Link von Simon Wehr, danke)
https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/altpapier

Die Definition von Nachhaltigkeit (Sustainability) der Vereinten Nationen (Link von Fabienne Schovenberg, danke)
https://www.un.org/en/academic-impact/sustainability

Der Umweltindex UMDEX mit einer Liste nachhaltig produzierender Druckereien und vielen weiteren Informationen
https://www.umdex.de/umdex-website/

Transition Design Guide: Ein Guide für Gestaltung und Entwicklung in Unternehmen, Städten und Quartieren, Forschung und Lehre des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH (Link von Leonie Altendorf, danke)
https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/index/docId/7567/file/WS55_2ed.pdf

Kommentare

Mach mit Was ist deine Perspektive auf das Thema?